Fragebogen-Einsatz
Ein erster Schritt, um die Anforderungen einer universell
einsetzbaren Befragungssoftware zu ermitteln, war, die
verschiedenen allgemeinen Einsatzbereiche zu ermitteln, in im
engeren und weiteren Sinne eine Befragung eingesetzt werden kann.
Dabei sind insbesondere die in der nachfolgenden Erläuterung
erweiterten Einsatzbereiche innovativ und anspruchsvoll in ihrer
zusätzlichen Betrachtung in einer gemeinsamen Datenstruktur und
Software-Logik.
Befragung eines bekannten Personenkreises
Beispiele:
- Mitarbeiterbefragung
- Kundenbefragung zur Messung der Kundenzufriedenheit/möglichen
Interesses an neuen Produktversionen
- Erhebung von Meinungen von Gruppenmitgliedern (Partei, Verein,
Unternehmen) zu einem bestimmten Thema
Die Befragung eines bekannten Personenkreises stellt eine der
beiden klassischen Varianten dar, in denen DomOnto zum Einsatz
kommen soll. Hierbei sind die Versuchspersonen bekannt, sodass
Antworten direkt zu einer Nummer zugeordnet werden können und
mögli-cherweise durch externe Quellen (Kunden-/Personalstammdaten)
bereits demografische Informationen vorab als Antworten erhoben
werden konnten, sodass diese schon vorliegen könnten und nicht
mehr gefragt werden müssen. Diese Informationen wie auch die
Einordnung in eine Hierarchie wie bspw. eine Matrixorganisation in
einem Unternehmen liegen ebenfalls als Fragen vor (sind also
Eigenschaften der Versuchspersonen), werden aber nicht im Rahmen
der Befragung angezeigt.
Diese Art der Befragung erfordert weiter gehende überlegungen
hinsichtlich des Datenschutzes. Es ist bei Mitarbeiterbefragungen
nicht zulässig, dass an der gleichen Stelle Antworten und die
Dekodierung von personenbezogenen Merkmalen möglich ist.
Befragung eines unbekannten Personenkreises
Beispiele:
- Eindrücke zu vorgestellten Produkten von Kunden an einem
Messestand
- Anonyme Online-Befragung für die Erstellung einer
universitären Untersuchung oder sonstiger Besucherbefragungen im
Bereich der Meinungsanalyse
Als zweite klassische Variante kann man die anonyme Befragung
sehen. Hierbei gibt es keine vorab bekannte Menge an
Versuchspersonen, sondern die Liste der Teilnehmer wird nach und
nach durch Beantwortung der Fragen, d.h. durch einzelne Teilnahmen
sukzessive gefüllt. Auch gibt es keine Hierarchie, in denen
Versuchspersonen von vornherein zugeordnet sein könnten. Es
besteht lediglich die Möglichkeit, die Zugehörigkeit zu einzelnen
Ebenen und Gruppen durch die Fragen zu ermitteln und nachträglich
im Rahmen der Auswertung eine entsprechende Hierarchie aufzubauen.
Unabhängig von der Technik ist insbesondere dieser Markt mit
einer Reihe von offensichtlich kostenlosen Open-Source-Werkzeugen
versorgt. Hier kann nur eine besondere Methodik von DomOnto für
Wettbewerbsvorteile und damit auch eine Erklärung der
Kostenpflichtigkeit sorgen.
Strukturierte Datenerhebung
Beispiele:
- Ermittlung und qualitative Bewertung von Produktplatzierungen
im Handel
- Sicherheitsrelevante Merkmale von Prozessen und Unternehmen
- Eigenschaften und Charakteristika von Befragungswerkzeugen
Die weiter unten angegebene Beobachtung kann ebenfalls unter den
hier schon verwendeten Begriff der strukturierten Datenerhebung
gefasst werden. Hier steht allerdings weniger eine
sozialwissenschaftlich ausgerichtete Beobachtung im Fokus, sondern
die Erfassung von Eigenschaftswerten zu einem eher
zustandsorientierten Gebilde. Wesentlicher Unterschied zu den
vorherigen Einsatzbereichen ist, dass keine Versuchspersonen
existieren, sondern vielmehr eine beliebige Sammlung von
Datensätzen zu einem Thema. Die in der Datenbank vorhandene
Datenstruktur für die Befragungsteilnehmer, die bei der
Durchführung einer Be-fragung bei bekannten Personen schon vorab
gefüllt ist oder die bei der anonymen Durchführung sukzessive mit
jedem Teilnehmer gefüllt wird, bleibt hier leer.
Es ist hier zu versuchen, beide Bereiche zu vereinen, d.h. so zu
modellieren, dass eine Abstraktion von einer untersuchten Objekt
verwendet werden kann, welches im Bereich der strukturierten
Datenerhebung und auch bei der Beobachtung möglicherweise gerade
keine Person mit demografischen Merkmalen ist.
Interview
Beispiele:
- Telefonbefragung im Bereich Wahlforschung oder Produktwerbung
- Vis-à-vis-Befragung in einem direkten Experteninterview mit
einem Interviewer
Eine spezielle Art der Befragung stellt das Interview dar, in dem
der Fragebogen im Rahmen eines Gesprächs beantwortet wird. Hierbei
ist es notwendig, dass der Interviewer mit besonderen Hilfetexten
unterstützt wird, welche die Durchführung der Befragung
erleichtern. Diese Hilfetexte können bei den zuvor genannten
Befragungen ebenfalls zum Einsatz kommen, werden allerdings von
Konkurrenzprodukten oftmals nicht angeboten. Das Interview kann
dann wiederum in zwei verschiedenen Varianten durchgeführt werden:
per Telefon oder im direkten Gespräch. In beiden Fällen muss der
Interviewer mit einem Rechner ausgestattet sein, an dessen
Bildschirm er das Interview durchführt.
Unterstützte Beobachtung
Beispiele:
- Feldbeobachtung von Verhaltensweisen von Kindern auf einem
Spielplatz oder Autos an einer als gefährlich eingestuften
Straßenkreuzung
- Kriteriengeleitete Inhaltsanalyse eines Films/Buchs
Die Beobachtung zählt nicht zu den Fokusaufgaben, die mit DomOnto
umgesetzt werden sollen. Doch kann man sich eine Reihe an
Beobachtungen vorstellen, die im Wesentlichen auch wieder auf eine
Frage-Antwort-Struktur zurückzuführen sind.
Als Feldbeobachtung ist hier an eine Beobachtung eines laufenden
Geschehens gedacht, in dem nicht die Möglichkeit besteht,
sukzessiv Daten zu erheben, indem der Reihe nach bestimmte
Beobachtungspositionen (Fragen) abgearbeitet werden. Für die
Vermarktung steht der betriebliche Einsatz im Vordergrund
(Marktforschung), doch wenn es Lösungen für Sprünge innerhalb des
gesamten Fragebogens gibt, dann lässt sich durch eine
entsprechende interaktive Oberfläche auch eine Datenerfassung
innerhalb von Fragegruppen denken, das sich nicht an eine
vorgegebene Reihenfolge hält. In der Ontologie wäre diese
Reihenfolgenbeziehung dann ohnehin als "flexibel" angegeben.
Als Inhaltsanalyse ist hier Medienanalyse (Text, Video, Audio)
gemeint. Diese Daten werden aufgrund von vorliegenden Medien
gesammelt und dann später in Beziehung gesetzt und ausgewertet. In
Kombination mit dem Einsatzgebiet "Dynamische Formulare" ist dies
keine eigentliche Befragung mehr, sondern eine sehr starke
Verallgemeinerung bzw. ein sehr allgemeine Anwendungsfall von
"Fragen und Antworten". Der betriebliche Einsatz könnte hier bspw.
in Konkurrenzbeobachtungssystemen zu sehen sein.
Im Gegensatz zur strukturierten Datenerhebung kann der untersuchte
Gegenstand nicht der Reihe nach mit den von ihrer Reihenfolge her
vorgegebenen Fragen bewertet werden. Vielmehr wird ein Geschehen
bewertet und anhand von frageorientierten Kriterien bewertet und
qualifiziert oder auch quantifiziert.
Dynamische Formulare
Beispiele:
- Bewertung von sicherheitsrelevanten Merkmalen eines
Unternehmens
- Einschätzung der Werbewirkung von Anzeigen aufgrund von
Teilnehmerreaktionen an einem Marketingexperiment
In einer sehr allgemeinen Sichtweise von Fragen und Antworten
können dann auch Formulare gesehen werden, in denen die Fragen von
ihrer Darstellung sehr verkürzt werden. Aus Sicht von DomOnto
werden hier Daten in Formularform erfasst und diese Antworten dann
Personen zugeordnet. Sicherlich gibt es allerdings auch eine
Möglichkeit, Antworten ohne Versuchspersonen zu erfassen.
Übersicht
Die
nachfolgende Übersicht fasst diese Ergebnisse noch einmal als Baum
zusammen. Die untersuchten und zusammen getragenen Einsatzbereiche
wurden von ihren Anforderungen her sowohl in der Ontologie, im
relationalen Datenmodell für die Datenbank wie auch in den
Anforderungen an die Logik der Befragungssteuerung berücksichtigt.
Frage-Antwort-Strukturen - Traditionelle Typologie
folgenden Ausführungen sollen die ermittelten Eigenschaften von
Frage- und Antwort-Strukturen kurz widergegeben.
Die
Fragen lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden,
wobei die gleiche Frage auch unterschiedlichen Kategorien
zugeordnet werden kann.
Nach Skala
Gängig ist es hier, nach der Skala einer Frage und nach der
Funktion zu unterscheiden. Dabei bezieht sich die Unterscheidung
nach der Skala eigentlich gar nicht direkt auf die Frage, sondern
auf die möglichen Antworten. Diese können nominal sein, d.h. nur
die Auswahl eines Begriffs beinhalten, der aber zu anderen
Begriffen in keiner Reihenfolgenrelation steht und zwischen denen
auch keine Abstände interpretiert werden können. Sie können aber
auch gerade auf einer Ordinal- oder Ratioskala abgebildet werden
können. Zusätzlich lassen sich verschiedene besondere
Antwortkategorien überlegen, wobei insbesondere "keine Antwort"
oder eine allgemeine freie Antwort hier besonders häufig auftreten
und auch entsprechend in der Verarbeitung der Daten berücksichtigt
werden müssen.
Nach Funktion
Fragen können in einem Fragebogen verschiedene Funktionen
erfüllen. Die Funktion, dass sie überhaupt Werte sammeln, ist bei
allen gegeben und daher nicht weiter von Bedeutung. Andere
Funktionen hängen allerdings mit der Dramaturgie des Fragebogens
sowie auch der Auswertung zusammen. Eine Einstiegsfrage oder eine
überleitungsfrage können Lust und Motivation bieten, um die Fragen
des gesamten Fragebogens oder eines Teilbereichs desselben zu
beantworten. Dies hat dann im Regelfall keine besondere Auswirkung
auf die Auswertung, es sei denn, die Antworten stehen nicht
besonders im Fokus und haben nur ein geringes Gewicht bei der
Verarbeitung. Anders verhält es sich dagegen mit solchen Fragen,
die als Kontroll- oder Filterfragen eingesetzt werden. Diese
beiden sehr häufigen Beispiele werden gerade auch bei der
Auswertung herangezogen. Eine Kontrollfrage richtet sich an den
gleichen Indikator, stellt zu diesem aber eine andere Frage und
variiert meistens auch noch die Darstellung der Antwort. Mit ihr
soll die Konsistenz der Antworten geprüft werden, um bspw.
bewusste Fehleingaben durch die Auswahl der immer gleichen
Antwortkategorie oder der gleichen Spalte in den
Antwortmöglichkeiten zu entdecken. Während bei einer Kontrollfrage
also erst im Rahmen der Auswertung auf die Antworten geachtet
wird, verhält es sich bei einer Filterfrage gerade anders. Hier
ermittelt die Fragebogensoftware den Wert der Antwort und wendet
eine Filterregel gemäß Voreinstellungen an. Ein typischer Fall
ist, dass bei einer bejahenden Antwort ein weiterer Fragenblock
angezeigt wird, während im gegenteiligen Fall zum übernächsten
Fragenblock gesprungen wird.
Nach Antworten
Eine gängige Kategorisierung von Fragen betrachtet nicht direkt
die eigentliche Frage, sondern die möglichen Antworten bzw.
Antwortvorgaben. Durch den starken Einsatz von elektronischen
Werkzeugen für die Darstellung und die Auslieferung des
Fragebogens sowie seine Steuerung sind hier insbesondere sehr
strukturierte Antwortmöglichkeiten hoch im Kurs, obwohl man sich
genauso gut auf die Frage als solche konzentrieren könnte und sie
bspw. in solche Kategorien wie suggestiv, irreführend, ermunternd
oder ironisierend einordnen könnte.
Die Antwortmöglichkeiten können so vorgegeben sein, dass man auf
jeden Fall eine Antwort abgeben muss oder man sich auch
stattdessen sozusagen der Stimme enthalten kann. Dies geht auf
zweierlei Arten, wobei es sowohl Sinn machen, beide oder keine zu
verwenden.
In der ersten Variante gibt es eine so genannte neutrale Antwort.
Dabei handelt es sich um eine Antwort wie "Teils-Teils", die
insbesondere bei einer Antwort, die eine Zustimmung oder Ablehnung
einfordert, zum Einsatz kommt. Diese Option heißt deswegen
neutral, weil sie sich genau in der Mitte der Skala befindet, die
normalerweise insgesamt eine ungerade Anzahl an möglichen
Antworten besitzt. Häufig ist hier die Fünfer-Skala zu finden, die
solche Standardantworten wie "Stimme voll zu", "Stimme zu",
"Teils-Teils", "Lehne ab", "Lehne voll ab" oder für die beiden
vereinenden Antworten auch "Stimme nicht zu" sowie "Stimme gar
nicht zu" verwendet. Bei einer Dreier-Skala würde man dann auf die
weitere Differenzierung verzichten, sondern nur die beiden
Extrempunkte vorgeben. Eine gleiche Anzahl von Möglichkeiten
sollte dann links und rechts von der neutralen Antwort liegen.
Eingangs wurde gesagt, dass man sich mit zwei verschiedenen
Möglichkeiten, sozusagen der Stimme enthalten kann. Dies ist bei
der neutralen Antwort nicht zwangsläufig der Fall, kann allerdings
so sowohl von den Fragebogen-Designern wie auch von den Befragten
so gesehen werden. Ob sich beide Meinungen decken oder nicht, kann
eine zusätzliche Fehlerquelle sein, denn dann könnte in einem
ungünstigen Fall die Auswahl der neutralen Antwort in Wirklichkeit
nicht die Bedeutung "Ich stimme teilweise zu und lehne auch
teilweise ab, da für mich sowohl positive wie auch negative
Aspekte erfüllt sind" hat, sondern eine Ablehnung der Beantwortung
oder ein tatsächliches völlig neutrales Nicht-Wissen einer Antwort
aus welchen Gründen auch immer bedeutet. Alle möglichen
tatsächlichen Bedeutungen, dieser neutralen Antwort können auch
für die Auswertung von Interesse sein, doch kann man sie nicht
eindeu-tig aus der angekreuzten Antwort ermitteln.
Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, die "Weiß
nicht"-Kategorie einzuführen. Hier handelt es sich um eine
Antwortmöglichkeit, die meist auch grafisch losgelöst von allen
anderen Antworten steht, oft als 99 kodiert wird und im
eigentlichen Sinne die Bedeutung "Keine Antwort möglich aus
verschiedenen Gründen" hat. Je nachdem, wie diese Antwort
formuliert ist, kann es sich natürlich auch um eine tatsächliche
Antwort handeln wie bspw. in dem Fall "Dazu kann ich nichts sagen,
denn diesen Fall habe ich noch nie erlebt". In diesem Fall liegt
dann ein Fehler im Fragebogendesign vor, wenn man nicht zunächst
danach fragt, ob man zu dieser möglicherweise wichtigen Frage
überhaupt eine Antwort abgeben kann, weil man bspw. einen
skizzierten Fall schon einmal erlebt hat. Erst wenn diese Frage
dann bejaht wird, kann man sinnvoll weitere Fragen stellen bzw.
auch eine entsprechende "Weiß nicht"-Antwort korrekt
interpretieren.
Eine seltene, aber durchaus interessante Möglichkeit für einen
sehr ausführlichen Fragebogen, mit dem auch sehr viele
Informationen gewonnen werden können, der allerdings von der
Ausfüllkomplexität etwas höher ist, würde sogar beide
Möglichkeiten anbieten und in beiden Fällen dann auch noch
deutlicher die eigentliche Bedeutung der jeweiligen Antwort
formulieren. Sehr deutlich wäre eine längere Antwort "Darauf kann
ich nichts sagen" oder "Dazu möchte ich nichts sagen" zur "Weiß
nicht"-Antwort, wobei in diesen beiden Fällen nicht alle Varianten
abgedeckt sind, warum man die Antwort nicht geben möchte. Für die
neutrale Antwort könnte man die längere Antwort "Irgendwie beides"
oder "Ein wenig vom Einen und ein wenig vom Anderen" verwenden.
Der Vorteil der sehr kurzen Lösungen "Weiß nicht" und
"Teils-Teils" liegt darin, dass man den genauen Grund bewusst
offen lässt und somit für den Befragten eine Möglichkeit findet,
in jedem Fall eine für ihn passende Antwort zu geben, weil er
seine eigene tatsächliche Antwort in diesen allgemeinen Text
hineindenkt.
Die Verwendung von beiden Möglichkeiten gilt auch schon einmal
als riskant, weil man je nach Stimmung der Befragten oder ihrer
Einstellung zur Befragung besonders viele Antworten erhalten
könnte, die eine von beiden Möglichkeiten auswählen. Dann wäre
allerdings in Wirklichkeit sehr interessant zu erfahren, was dies
bewirkt hat und ob ein verdecktes Phänomen gefunden wurde, dass
mit dem Inhalt dieser speziellen Frage zusammen hängt und ob man
hier den Fragebogen ändern und evtl. sogar Anpassungen im
angenommenen Modell vornehmen muss.
Nach Antwortzwang
Schließlich besteht noch die Unterscheidungsmöglichkeit, welche
Freiheiten der Befragte eigentlich hat, eine Antwort zu geben. Da
– wie schon erwähnt – insbesondere der Einsatz von
Befragungssoftware sehr wichtig für eine einfache und vonseiten
der Umfragekoordination möglichst technisch fehlerfreie
vollautomatische Durchführung ist, sind gerade vorgegebene
Antworten und möglichst geringe Freiheitsgrade sehr beliebt.
Verlässt man allerdings diesen Bereich der Massenbefragung und
stellt sich vor, dass eine Befragungssoftware auch persönliche
Interviews oder sogar allgemeine Kriterienbewertungen und
Beobachtungen unterstützen kann, dann sind vorgefertigte Antworten
nicht immer von so großer Bedeutung. Hier sollen dann meistens
eher individuelle Antworten in Form von Texten erfasst werden, die
dann später gerade nicht automatisiert ausgewertet werden, sondern
die man in Form von individuellen Gutachten verarbeitet.
Man unterscheidet geschlossene, offene und halb-offene Fragen.
- Eine geschlossene Frage liefert alle Antwortmöglichkeiten und
bietet gleichzeitig keine Möglichkeit an, noch irgendeine freie
zusätzliche oder Alternativantwort zu geben. Um mögliche
Fehleingaben aufgrund einer solchen Maßnahme zu verhindern,
bietet man dann wenigstens eine neutrale oder "Weiß
nicht"-Antwort an.
- Eine offene Frage dagegen besitzt gar keine vorgegebenen
Antworten, sondern erfasst einen freien Text, der daher auch nur
durch einen Gutachter wieder gelesen und entsprechend
kategorisiert und ausgewertet werden kann. Dies ist der gängige
Fall für ein Interview oder eine Beobachtung.
- Ein Kompromiss ist die sehr häufig eingesetzte halb-offene
Fragestellung, bei der nach einer Reihe von festen und
vorgegebenen Antworten noch eine Möglichkeit folgt, eine eigene
und freie Antwort zu erfassen.
Diese halb-offenen Fragen bieten die Möglichkeit, nicht nur
Antworten zu erfassen, an die von vornherein nicht gedacht wurde,
sondern auch einen sehr einfachen Rückkopplungsmechanismus für die
Qualitätskontrolle und Verbesserung des Fragebogens zu
integrieren. Stellt man bspw. fest, dass die vorgegebenen
Antworten im Vergleich zu den freien Antworten sehr
unterrepräsentiert sind und viele Befragten es vorgezogen haben,
eine freie Antwort abzugeben, kann dies ein Hinweis auf einen
Konstruktionsfehler im Fragebogen sein. Offensichtlich hat man
eine wichtige Antwort vergessen, wenn eine Antwort oder sehr
wenige Antworten gehäuft in den freien Antworten auftreten.
Vielleicht ist aber auch die gesamte Modellannahme verkehrt, wenn
bspw. die Antworten sehr divergieren und sozusa-gen jedes Mal eine
andere Antwort abgegeben wurde. Hier lässt sich dann nicht mehr
davon ausgehen, dass der Indikator, welcher durch die solchermaßen
beantwortete Frage abgebildet wird, auch tatsächlich einen
Einfluss auf das angenommene Modell hat. Völlig unterschiedliche
Antworten könnten hier dann die Information liefern, dass gerade
keine Beeinflussung von bestimmten Ausprägungen des Indikators zur
erwarten ist, sondern dass höchstens die Verschiedenartigkeit der
Ausprägung wieder ein relevanter Wert ist.
Übersicht
Die nachfolgende Abbildung zeigt die verschiedenen Dimensionen
und die besprochenen Varianten zusammenfassend in einem
dreidimensionalen Koordinatensystem an. Die drei Achsen werden aus
den drei Dimensionen Freiheitsgrad, Antwortanzahl und Antwortzwang
gebildet. Eine konkrete Frage kann also - wie in der Abbildung -
in der Dimension Antwortanzahl eine einfache Auswahl aus einer
Liste an möglichen Antworten anbieten. Aus der Dimension
Antwortzwang, welche die beiden Aspekte der neutralen Antwort und
auch der "Weiß nicht"-Kategorie vereint, da man hier eine Auswahl
aus den eigentlich vorhandenen Antworten vermeiden kann, kann dann
eine Beispielfrage keine neutrale Antwort haben, aber sehr wohl
die allgemeine "Weiß nicht"-Kategorie anbieten. In der Dimension
Freiheitsgrad liegt dann die Unterscheidung, ob nur aus den
vorgegebenen Antworten ausgewählt werden kann oder ob man auch
frei antworten kann. Wenn es eine "Weiß nicht"-Kategorie gibt, ist
es üblich, dass nicht noch zusätzlich eine freie Antwort angegeben
werden kann, obwohl dies grundsätzlich auch denkbar wäre.