Theoretische Grundlagen

Als Techniken kommen in all diesen Befragungen verstärkt Befragungssoftwareprodukte zum Einsatz, da sie die Möglichkeit bieten, direkt die Antwortdaten in einer zentralen Datenbank zu speichern und dadurch die Erfassungszeit, die bei Papier-Bleistift-Umfragen anfallen, erheblich zu reduzieren. Auch die Datenbereinigung sowie die Kontrolle der Umfragedurchführung sind durch die elektronische Durchführung viel einfacher. In diesen Bereichen kommen typischerweise spezialisierte Programme zum Einsatz, welche für die jeweilige Umfragethematik optimiert sind oder in größeren Lösungen eingebunden sind. Hier lassen sich vor allen Dingen Kundenbeziehung und Qualitätsmanagement im Unternehmensbereich und spezialisierte Meinungsumfragewerkzeuge nennen.

Diese Spezialisierung lässt die allgemeinen Gegebenheiten außer Acht, die bei Frage-Antwort-Strukturen anfallen. Durch die Verwendung einer Ontologie als Datenstruktur und Mechanismen, um auf Basis dieser Ontologie sowohl den Fragebogen steuern wie auch auswerten zu können, ist es möglich, eine allgemeine Software zu entwickeln, die möglichst universell einsetzbar ist. In diesem Fall ist also das Technologiegebiet durch den innovativen Einsatz einer Ontologie im Bereich der Datenmodellierung, Datenzuordnung und Verarbeitung umschlossen. Aus den in den verschiedenen spezialisierten Befragungsarten vorhandenen und notwendigen Frage-Antwort-Strukturen werden die allgemeinen Strukturen von Fragen und Antworten herausgelöst, zusammengefasst und in einer Meta-Ebene abgebildet. Dies ermöglicht es, ein umfassendes Weltmodell solcher Strukturen vorzugeben, das in der Software verwendet wird, um konkrete Fragen und Antworten ihnen zuzuordnen. Diese Zu-ordnung erfolgt genauso softwaregesteuert wie die Auswahl für die Anzeige und allgemeine Formular- und Befragungssteuerung sowie Antwortvalidierung und -auswertung.

Fragebogen-Einsatz

 Ein erster Schritt, um die Anforderungen einer universell einsetzbaren Befragungssoftware zu ermitteln, war, die verschiedenen allgemeinen Einsatzbereiche zu ermitteln, in im engeren und weiteren Sinne eine Befragung eingesetzt werden kann. Dabei sind insbesondere die in der nachfolgenden Erläuterung erweiterten Einsatzbereiche innovativ und anspruchsvoll in ihrer zusätzlichen Betrachtung in einer gemeinsamen Datenstruktur und Software-Logik.

Befragung eines bekannten Personenkreises

Beispiele:

  • Mitarbeiterbefragung
  • Kundenbefragung zur Messung der Kundenzufriedenheit/möglichen Interesses an neuen Produktversionen
  • Erhebung von Meinungen von Gruppenmitgliedern (Partei, Verein, Unternehmen) zu einem bestimmten Thema

Die Befragung eines bekannten Personenkreises stellt eine der beiden klassischen Varianten dar, in denen DomOnto zum Einsatz kommen soll. Hierbei sind die Versuchspersonen bekannt, sodass Antworten direkt zu einer Nummer zugeordnet werden können und mögli-cherweise durch externe Quellen (Kunden-/Personalstammdaten) bereits demografische Informationen vorab als Antworten erhoben werden konnten, sodass diese schon vorliegen könnten und nicht mehr gefragt werden müssen. Diese Informationen wie auch die Einordnung in eine Hierarchie wie bspw. eine Matrixorganisation in einem Unternehmen liegen ebenfalls als Fragen vor (sind also Eigenschaften der Versuchspersonen), werden aber nicht im Rahmen der Befragung angezeigt.

Diese Art der Befragung erfordert weiter gehende überlegungen hinsichtlich des Datenschutzes. Es ist bei Mitarbeiterbefragungen nicht zulässig, dass an der gleichen Stelle Antworten und die Dekodierung von personenbezogenen Merkmalen möglich ist.

Befragung eines unbekannten Personenkreises

Beispiele:

  • Eindrücke zu vorgestellten Produkten von Kunden an einem Messestand
  • Anonyme Online-Befragung für die Erstellung einer universitären Untersuchung oder sonstiger Besucherbefragungen im Bereich der Meinungsanalyse

Als zweite klassische Variante kann man die anonyme Befragung sehen. Hierbei gibt es keine vorab bekannte Menge an Versuchspersonen, sondern die Liste der Teilnehmer wird nach und nach durch Beantwortung der Fragen, d.h. durch einzelne Teilnahmen sukzessive gefüllt. Auch gibt es keine Hierarchie, in denen Versuchspersonen von vornherein zugeordnet sein könnten. Es besteht lediglich die Möglichkeit, die Zugehörigkeit zu einzelnen Ebenen und Gruppen durch die Fragen zu ermitteln und nachträglich im Rahmen der Auswertung eine entsprechende Hierarchie aufzubauen.

Unabhängig von der Technik ist insbesondere dieser Markt mit einer Reihe von offensichtlich kostenlosen Open-Source-Werkzeugen versorgt. Hier kann nur eine besondere Methodik von DomOnto für Wettbewerbsvorteile und damit auch eine Erklärung der Kostenpflichtigkeit sorgen.

Strukturierte Datenerhebung

Beispiele:

  • Ermittlung und qualitative Bewertung von Produktplatzierungen im Handel
  • Sicherheitsrelevante Merkmale von Prozessen und Unternehmen
  •  Eigenschaften und Charakteristika von Befragungswerkzeugen

Die weiter unten angegebene Beobachtung kann ebenfalls unter den hier schon verwendeten Begriff der strukturierten Datenerhebung gefasst werden. Hier steht allerdings weniger eine sozialwissenschaftlich ausgerichtete Beobachtung im Fokus, sondern die Erfassung von Eigenschaftswerten zu einem eher zustandsorientierten Gebilde. Wesentlicher Unterschied zu den vorherigen Einsatzbereichen ist, dass keine Versuchspersonen existieren, sondern vielmehr eine beliebige Sammlung von Datensätzen zu einem Thema. Die in der Datenbank vorhandene Datenstruktur für die Befragungsteilnehmer, die bei der Durchführung einer Be-fragung bei bekannten Personen schon vorab gefüllt ist oder die bei der anonymen Durchführung sukzessive mit jedem Teilnehmer gefüllt wird, bleibt hier leer.

Es ist hier zu versuchen, beide Bereiche zu vereinen, d.h. so zu modellieren, dass eine Abstraktion von einer untersuchten Objekt verwendet werden kann, welches im Bereich der strukturierten Datenerhebung und auch bei der Beobachtung möglicherweise gerade keine Person mit demografischen Merkmalen ist.

Interview

Beispiele:

  •  Telefonbefragung im Bereich Wahlforschung oder Produktwerbung
  • Vis-à-vis-Befragung in einem direkten Experteninterview mit einem Interviewer

Eine spezielle Art der Befragung stellt das Interview dar, in dem der Fragebogen im Rahmen eines Gesprächs beantwortet wird. Hierbei ist es notwendig, dass der Interviewer mit besonderen Hilfetexten unterstützt wird, welche die Durchführung der Befragung erleichtern. Diese Hilfetexte können bei den zuvor genannten Befragungen ebenfalls zum Einsatz kommen, werden allerdings von Konkurrenzprodukten oftmals nicht angeboten. Das Interview kann dann wiederum in zwei verschiedenen Varianten durchgeführt werden: per Telefon oder im direkten Gespräch. In beiden Fällen muss der Interviewer mit einem Rechner ausgestattet sein, an dessen Bildschirm er das Interview durchführt.

Unterstützte Beobachtung

Beispiele:

  •  Feldbeobachtung von Verhaltensweisen von Kindern auf einem Spielplatz oder Autos an einer als gefährlich eingestuften Straßenkreuzung
  • Kriteriengeleitete Inhaltsanalyse eines Films/Buchs

Die Beobachtung zählt nicht zu den Fokusaufgaben, die mit DomOnto umgesetzt werden sollen. Doch kann man sich eine Reihe an Beobachtungen vorstellen, die im Wesentlichen auch wieder auf eine Frage-Antwort-Struktur zurückzuführen sind.

Als Feldbeobachtung ist hier an eine Beobachtung eines laufenden Geschehens gedacht, in dem nicht die Möglichkeit besteht, sukzessiv Daten zu erheben, indem der Reihe nach bestimmte Beobachtungspositionen (Fragen) abgearbeitet werden. Für die Vermarktung steht der betriebliche Einsatz im Vordergrund (Marktforschung), doch wenn es Lösungen für Sprünge innerhalb des gesamten Fragebogens gibt, dann lässt sich durch eine entsprechende interaktive Oberfläche auch eine Datenerfassung innerhalb von Fragegruppen denken, das sich nicht an eine vorgegebene Reihenfolge hält. In der Ontologie wäre diese Reihenfolgenbeziehung dann ohnehin als "flexibel" angegeben.

Als Inhaltsanalyse ist hier Medienanalyse (Text, Video, Audio) gemeint. Diese Daten werden aufgrund von vorliegenden Medien gesammelt und dann später in Beziehung gesetzt und ausgewertet. In Kombination mit dem Einsatzgebiet "Dynamische Formulare" ist dies keine eigentliche Befragung mehr, sondern eine sehr starke Verallgemeinerung bzw. ein sehr allgemeine Anwendungsfall von "Fragen und Antworten". Der betriebliche Einsatz könnte hier bspw. in Konkurrenzbeobachtungssystemen zu sehen sein.

Im Gegensatz zur strukturierten Datenerhebung kann der untersuchte Gegenstand nicht der Reihe nach mit den von ihrer Reihenfolge her vorgegebenen Fragen bewertet werden. Vielmehr wird ein Geschehen bewertet und anhand von frageorientierten Kriterien bewertet und qualifiziert oder auch quantifiziert.

Dynamische Formulare

Beispiele:

  • Bewertung von sicherheitsrelevanten Merkmalen eines Unternehmens
  • Einschätzung der Werbewirkung von Anzeigen aufgrund von Teilnehmerreaktionen an einem Marketingexperiment

In einer sehr allgemeinen Sichtweise von Fragen und Antworten können dann auch Formulare gesehen werden, in denen die Fragen von ihrer Darstellung sehr verkürzt werden. Aus Sicht von DomOnto werden hier Daten in Formularform erfasst und diese Antworten dann Personen zugeordnet. Sicherlich gibt es allerdings auch eine Möglichkeit, Antworten ohne Versuchspersonen zu erfassen.

Übersicht

Comelio Forschung und Entwicklung Befragungen Theoretische Grundlagen ÜbersichtDie nachfolgende Übersicht fasst diese Ergebnisse noch einmal als Baum zusammen. Die untersuchten und zusammen getragenen Einsatzbereiche wurden von ihren Anforderungen her sowohl in der Ontologie, im relationalen Datenmodell für die Datenbank wie auch in den Anforderungen an die Logik der Befragungssteuerung berücksichtigt.

Frage-Antwort-Strukturen - Traditionelle Typologie

Comelio Forschung und Entwicklung Befragungen Theoretische Grundlagen Traditionelle Typologie folgenden Ausführungen sollen die ermittelten Eigenschaften von Frage- und Antwort-Strukturen kurz widergegeben.

Die

Fragen lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden, wobei die gleiche Frage auch unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden kann.

Nach Skala

Gängig ist es hier, nach der Skala einer Frage und nach der Funktion zu unterscheiden. Dabei bezieht sich die Unterscheidung nach der Skala eigentlich gar nicht direkt auf die Frage, sondern auf die möglichen Antworten. Diese können nominal sein, d.h. nur die Auswahl eines Begriffs beinhalten, der aber zu anderen Begriffen in keiner Reihenfolgenrelation steht und zwischen denen auch keine Abstände interpretiert werden können. Sie können aber auch gerade auf einer Ordinal- oder Ratioskala abgebildet werden können. Zusätzlich lassen sich verschiedene besondere Antwortkategorien überlegen, wobei insbesondere "keine Antwort" oder eine allgemeine freie Antwort hier besonders häufig auftreten und auch entsprechend in der Verarbeitung der Daten berücksichtigt werden müssen.

Nach Funktion

Fragen können in einem Fragebogen verschiedene Funktionen erfüllen. Die Funktion, dass sie überhaupt Werte sammeln, ist bei allen gegeben und daher nicht weiter von Bedeutung. Andere Funktionen hängen allerdings mit der Dramaturgie des Fragebogens sowie auch der Auswertung zusammen. Eine Einstiegsfrage oder eine überleitungsfrage können Lust und Motivation bieten, um die Fragen des gesamten Fragebogens oder eines Teilbereichs desselben zu beantworten. Dies hat dann im Regelfall keine besondere Auswirkung auf die Auswertung, es sei denn, die Antworten stehen nicht besonders im Fokus und haben nur ein geringes Gewicht bei der Verarbeitung. Anders verhält es sich dagegen mit solchen Fragen, die als Kontroll- oder Filterfragen eingesetzt werden. Diese beiden sehr häufigen Beispiele werden gerade auch bei der Auswertung herangezogen. Eine Kontrollfrage richtet sich an den gleichen Indikator, stellt zu diesem aber eine andere Frage und variiert meistens auch noch die Darstellung der Antwort. Mit ihr soll die Konsistenz der Antworten geprüft werden, um bspw. bewusste Fehleingaben durch die Auswahl der immer gleichen Antwortkategorie oder der gleichen Spalte in den Antwortmöglichkeiten zu entdecken. Während bei einer Kontrollfrage also erst im Rahmen der Auswertung auf die Antworten geachtet wird, verhält es sich bei einer Filterfrage gerade anders. Hier ermittelt die Fragebogensoftware den Wert der Antwort und wendet eine Filterregel gemäß Voreinstellungen an. Ein typischer Fall ist, dass bei einer bejahenden Antwort ein weiterer Fragenblock angezeigt wird, während im gegenteiligen Fall zum übernächsten Fragenblock gesprungen wird.

Nach Antworten

Eine gängige Kategorisierung von Fragen betrachtet nicht direkt die eigentliche Frage, sondern die möglichen Antworten bzw. Antwortvorgaben. Durch den starken Einsatz von elektronischen Werkzeugen für die Darstellung und die Auslieferung des Fragebogens sowie seine Steuerung sind hier insbesondere sehr strukturierte Antwortmöglichkeiten hoch im Kurs, obwohl man sich genauso gut auf die Frage als solche konzentrieren könnte und sie bspw. in solche Kategorien wie suggestiv, irreführend, ermunternd oder ironisierend einordnen könnte.

Die Antwortmöglichkeiten können so vorgegeben sein, dass man auf jeden Fall eine Antwort abgeben muss oder man sich auch stattdessen sozusagen der Stimme enthalten kann. Dies geht auf zweierlei Arten, wobei es sowohl Sinn machen, beide oder keine zu verwenden.

In der ersten Variante gibt es eine so genannte neutrale Antwort. Dabei handelt es sich um eine Antwort wie "Teils-Teils", die insbesondere bei einer Antwort, die eine Zustimmung oder Ablehnung einfordert, zum Einsatz kommt. Diese Option heißt deswegen neutral, weil sie sich genau in der Mitte der Skala befindet, die normalerweise insgesamt eine ungerade Anzahl an möglichen Antworten besitzt. Häufig ist hier die Fünfer-Skala zu finden, die solche Standardantworten wie "Stimme voll zu", "Stimme zu", "Teils-Teils", "Lehne ab", "Lehne voll ab" oder für die beiden vereinenden Antworten auch "Stimme nicht zu" sowie "Stimme gar nicht zu" verwendet. Bei einer Dreier-Skala würde man dann auf die weitere Differenzierung verzichten, sondern nur die beiden Extrempunkte vorgeben. Eine gleiche Anzahl von Möglichkeiten sollte dann links und rechts von der neutralen Antwort liegen.

Eingangs wurde gesagt, dass man sich mit zwei verschiedenen Möglichkeiten, sozusagen der Stimme enthalten kann. Dies ist bei der neutralen Antwort nicht zwangsläufig der Fall, kann allerdings so sowohl von den Fragebogen-Designern wie auch von den Befragten so gesehen werden. Ob sich beide Meinungen decken oder nicht, kann eine zusätzliche Fehlerquelle sein, denn dann könnte in einem ungünstigen Fall die Auswahl der neutralen Antwort in Wirklichkeit nicht die Bedeutung "Ich stimme teilweise zu und lehne auch teilweise ab, da für mich sowohl positive wie auch negative Aspekte erfüllt sind" hat, sondern eine Ablehnung der Beantwortung oder ein tatsächliches völlig neutrales Nicht-Wissen einer Antwort aus welchen Gründen auch immer bedeutet. Alle möglichen tatsächlichen Bedeutungen, dieser neutralen Antwort können auch für die Auswertung von Interesse sein, doch kann man sie nicht eindeu-tig aus der angekreuzten Antwort ermitteln.

Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, die "Weiß nicht"-Kategorie einzuführen. Hier handelt es sich um eine Antwortmöglichkeit, die meist auch grafisch losgelöst von allen anderen Antworten steht, oft als 99 kodiert wird und im eigentlichen Sinne die Bedeutung "Keine Antwort möglich aus verschiedenen Gründen" hat. Je nachdem, wie diese Antwort formuliert ist, kann es sich natürlich auch um eine tatsächliche Antwort handeln wie bspw. in dem Fall "Dazu kann ich nichts sagen, denn diesen Fall habe ich noch nie erlebt". In diesem Fall liegt dann ein Fehler im Fragebogendesign vor, wenn man nicht zunächst danach fragt, ob man zu dieser möglicherweise wichtigen Frage überhaupt eine Antwort abgeben kann, weil man bspw. einen skizzierten Fall schon einmal erlebt hat. Erst wenn diese Frage dann bejaht wird, kann man sinnvoll weitere Fragen stellen bzw. auch eine entsprechende "Weiß nicht"-Antwort korrekt interpretieren.

Eine seltene, aber durchaus interessante Möglichkeit für einen sehr ausführlichen Fragebogen, mit dem auch sehr viele Informationen gewonnen werden können, der allerdings von der Ausfüllkomplexität etwas höher ist, würde sogar beide Möglichkeiten anbieten und in beiden Fällen dann auch noch deutlicher die eigentliche Bedeutung der jeweiligen Antwort formulieren. Sehr deutlich wäre eine längere Antwort "Darauf kann ich nichts sagen" oder "Dazu möchte ich nichts sagen" zur "Weiß nicht"-Antwort, wobei in diesen beiden Fällen nicht alle Varianten abgedeckt sind, warum man die Antwort nicht geben möchte. Für die neutrale Antwort könnte man die längere Antwort "Irgendwie beides" oder "Ein wenig vom Einen und ein wenig vom Anderen" verwenden. Der Vorteil der sehr kurzen Lösungen "Weiß nicht" und "Teils-Teils" liegt darin, dass man den genauen Grund bewusst offen lässt und somit für den Befragten eine Möglichkeit findet, in jedem Fall eine für ihn passende Antwort zu geben, weil er seine eigene tatsächliche Antwort in diesen allgemeinen Text hineindenkt.

Die Verwendung von beiden Möglichkeiten gilt auch schon einmal als riskant, weil man je nach Stimmung der Befragten oder ihrer Einstellung zur Befragung besonders viele Antworten erhalten könnte, die eine von beiden Möglichkeiten auswählen. Dann wäre allerdings in Wirklichkeit sehr interessant zu erfahren, was dies bewirkt hat und ob ein verdecktes Phänomen gefunden wurde, dass mit dem Inhalt dieser speziellen Frage zusammen hängt und ob man hier den Fragebogen ändern und evtl. sogar Anpassungen im angenommenen Modell vornehmen muss.

Nach Antwortzwang

Schließlich besteht noch die Unterscheidungsmöglichkeit, welche Freiheiten der Befragte eigentlich hat, eine Antwort zu geben. Da – wie schon erwähnt – insbesondere der Einsatz von Befragungssoftware sehr wichtig für eine einfache und vonseiten der Umfragekoordination möglichst technisch fehlerfreie vollautomatische Durchführung ist, sind gerade vorgegebene Antworten und möglichst geringe Freiheitsgrade sehr beliebt. Verlässt man allerdings diesen Bereich der Massenbefragung und stellt sich vor, dass eine Befragungssoftware auch persönliche Interviews oder sogar allgemeine Kriterienbewertungen und Beobachtungen unterstützen kann, dann sind vorgefertigte Antworten nicht immer von so großer Bedeutung. Hier sollen dann meistens eher individuelle Antworten in Form von Texten erfasst werden, die dann später gerade nicht automatisiert ausgewertet werden, sondern die man in Form von individuellen Gutachten verarbeitet.

Man unterscheidet geschlossene, offene und halb-offene Fragen.

  • Eine geschlossene Frage liefert alle Antwortmöglichkeiten und bietet gleichzeitig keine Möglichkeit an, noch irgendeine freie zusätzliche oder Alternativantwort zu geben. Um mögliche Fehleingaben aufgrund einer solchen Maßnahme zu verhindern, bietet man dann wenigstens eine neutrale oder "Weiß nicht"-Antwort an.
  • Eine offene Frage dagegen besitzt gar keine vorgegebenen Antworten, sondern erfasst einen freien Text, der daher auch nur durch einen Gutachter wieder gelesen und entsprechend kategorisiert und ausgewertet werden kann. Dies ist der gängige Fall für ein Interview oder eine Beobachtung.
  • Ein Kompromiss ist die sehr häufig eingesetzte halb-offene Fragestellung, bei der nach einer Reihe von festen und vorgegebenen Antworten noch eine Möglichkeit folgt, eine eigene und freie Antwort zu erfassen.

Diese halb-offenen Fragen bieten die Möglichkeit, nicht nur Antworten zu erfassen, an die von vornherein nicht gedacht wurde, sondern auch einen sehr einfachen Rückkopplungsmechanismus für die Qualitätskontrolle und Verbesserung des Fragebogens zu integrieren. Stellt man bspw. fest, dass die vorgegebenen Antworten im Vergleich zu den freien Antworten sehr unterrepräsentiert sind und viele Befragten es vorgezogen haben, eine freie Antwort abzugeben, kann dies ein Hinweis auf einen Konstruktionsfehler im Fragebogen sein. Offensichtlich hat man eine wichtige Antwort vergessen, wenn eine Antwort oder sehr wenige Antworten gehäuft in den freien Antworten auftreten. Vielleicht ist aber auch die gesamte Modellannahme verkehrt, wenn bspw. die Antworten sehr divergieren und sozusa-gen jedes Mal eine andere Antwort abgegeben wurde. Hier lässt sich dann nicht mehr davon ausgehen, dass der Indikator, welcher durch die solchermaßen beantwortete Frage abgebildet wird, auch tatsächlich einen Einfluss auf das angenommene Modell hat. Völlig unterschiedliche Antworten könnten hier dann die Information liefern, dass gerade keine Beeinflussung von bestimmten Ausprägungen des Indikators zur erwarten ist, sondern dass höchstens die Verschiedenartigkeit der Ausprägung wieder ein relevanter Wert ist.

Übersicht

Die nachfolgende Abbildung zeigt die verschiedenen Dimensionen und die besprochenen Varianten zusammenfassend in einem dreidimensionalen Koordinatensystem an. Die drei Achsen werden aus den drei Dimensionen Freiheitsgrad, Antwortanzahl und Antwortzwang gebildet. Eine konkrete Frage kann also - wie in der Abbildung - in der Dimension Antwortanzahl eine einfache Auswahl aus einer Liste an möglichen Antworten anbieten. Aus der Dimension Antwortzwang, welche die beiden Aspekte der neutralen Antwort und auch der "Weiß nicht"-Kategorie vereint, da man hier eine Auswahl aus den eigentlich vorhandenen Antworten vermeiden kann, kann dann eine Beispielfrage keine neutrale Antwort haben, aber sehr wohl die allgemeine "Weiß nicht"-Kategorie anbieten. In der Dimension Freiheitsgrad liegt dann die Unterscheidung, ob nur aus den vorgegebenen Antworten ausgewählt werden kann oder ob man auch frei antworten kann. Wenn es eine "Weiß nicht"-Kategorie gibt, ist es üblich, dass nicht noch zusätzlich eine freie Antwort angegeben werden kann, obwohl dies grundsätzlich auch denkbar wäre.

Frage-Antwort-Strukturen

Typologie nach Auswertung

Comelio Forschung und Entwicklung Befragungen Theoretische Grundlagen Traditionelle Typologie

Eine weitere Möglichkeit neben der im vorherigen Abschnitt zum Arbeitspaket 3 dargestellten Weise, Fragen bzw. in Wirklichkeit Antworten zu charakterisieren und in eine Typologie zu überführen, bietet die Unterscheidung nach der Skala. Hierbei setzt man zunächst auch wieder voraus, dass gerade nicht die Frage im Vordergrund steht, sondern diese nur irgendein beliebiger Text ist, der auf eine zu messende Eigenschaft abzielt. Die Antwort bietet dann entweder mögliche Werte direkt an (Auswahl) oder erlaubt eine freie Antwort.

Man kann also zunächst einmal in zwei Kategorien einteilen, die für alle Fragen gelten: in solche, die eine Zwangsbedingung besitzen und die man also in einer bestimmten Weise beantworten muss und in alle anderen, die beliebig beantwortet werden können. Im Normalfall hat man es allerdings nur mit solchen zu tun, die eine Zwangsbedingung aufweisen, was alleine schon an den Auswertungsmöglichkeiten liegt, die nur dann ausgeschöpft werden können, wenn eine vorgegebene Skala eingehalten wird. Auf einer weiteren Ebene kann man dann weiter unterteilen, ob die möglichen Antworten vorgegeben sind oder ob man grundsätzlich frei antworten kann, hier aber verschiedene weitere Bedingungen zutreffen. Im Wesentlichen sind diese weiteren Bedingungen vom Datentyp der Antwort abhängig, sodass hier theoretisch feinere Unterteilungen möglich sind, die aber nur scheinbar eine bessere Kategorisierung ermöglichen. Die Antwortvorgaben wiederum kann man dann wiederum als eine Auswahl oder eine Bewertung verstehen. Die Auswahl ist die häufigere Variante, denn dies sind die Kontrollkästchen oder Optionsfelder, die man auswählt, wobei als weitere Unterteilung die Wiederholbarkeit der Auswahl noch als Charakteristikum herangezogen werden kann. Die Bewertung ist gerade bei Massenbefragungen eine eher selten eingesetzte Antwortvorgabemöglichkeit, die aber sozialwissenschaftlich sehr interessante Auswertungsoptionen bietet und auch dem Befragten eine differenziertere Möglichkeit bietet, seine Antwort abzugeben. Hier lassen sich dann wiederum verschiedene Bewertungsweisen betrachten, die beispielhaft hier als sortieren und Punktevergabe bezeichnet werden.

Die in der typischen Kategorisierung so beliebte Unterscheidung, ob es eine neutrale Antwort oder die "Weiß nicht"-Kategorie gibt, ist dann weniger von Bedeutung. Beide genießen bei der Erstellung und Auswertung von Fragebögen einen eher zweifelhaften Ruf, weil man damit Antworten erhält, die man möglicherweise nicht wünscht. Keine Antwort ist zwar auch eine Antwort, doch wenn ein Teilnehmer nur deswegen keine gibt, weil er eher zu einer negativen Antwort tendiert, wäre es möglicherweise aus Sicht der Befragung besser gewesen, keine von beiden Vermeidungsgelegenheiten anzubieten. Die neutrale Antwort ist allerdings noch weniger unangenehm für die Auswertung als die "Weiß nicht"-Kategorie, denn eine "Teils-Teils"-Antwort liegt ja einfach nur genau in der Mitte des Intervalls und ist keine Ant-wortvermeidung oder sogar Antwortverweigerung wie bei einer "Weiß nicht"-Antwort. Man fürchtet die Befragten, die schnell einen Fragebogen durcharbeiten wollen und daher immer neutral oder gar nicht antworten. Andererseits muss man auch hier berücksichtigen, dass inkorrekte Daten auch durch eine permanente zufällige Antwort entstehen können, die man erhalten kann, wenn man keine von beiden Ausweichmöglichkeiten anbietet.

Fragebogen Befragung Typologie von Fragen

Eine letzte Variante geht noch einen Schritt weiter und stellt die Skala stärker in den Vordergrund. Die Auswahlregeln nimmt man dabei vollständig als Unterscheidungsmerkmal heraus. Stattdessen geht man davon aus, dass die Auswahlregeln den einzelnen Fragen zugeordnet werden können und in einer eigenen Hierarchie gepflegt und aufbereitet werden. Zwischen diesen beiden Bäumen muss dann genauso eine Beziehung eingerichtet werden (welche Antwortart ist welcher Auswahlregel zugeordnet?) wie zwischen der Auswahlregel und der Art der Darstellung (welche Auswahlregeln kann wie dargestellt werden?). So gelangt man zu einer Aufteilung der Kategorien in vier Bäumen, nämlich den Merkmalsraum der Antwort, d.h. die Skala, die zugeordnete Auswahlregel, die Beziehungen zwischen den Fragen und die Funktionalität der Benutzerschnittstelle.

Die Abbildung von Beziehungen zwischen den Fragen, den Gestaltungsweisen der Benutzerschnittstelle und die verschiedenen Varianten der Auswahlregeln hängen zwangsläufig sehr eng zusammen und reichen in die Hemisphäre von Fragebogensteuerung, Dramaturgie des Fragebogens oder Design der gesamten Befragung hinein, sodass sie für die reine Typologie der Fragen keine Rolle spielen. Daher liegt an dieser Stelle der Fokus auf dem Baum, welcher den Merkmalsraum der Antwort repräsentiert.

Als Merkmal gilt in diesem Fall der Indikator, der für die Messung eines Phänomens herangezogen wird. Er kann Ausprägungen annehmen, wobei ein Objekt als Merkmalsträger ein oder mehrere Werte aus den möglichen Werten dieses Merkmals besitzen kann. Als Merkmalsraum bezeichnet man daher in diesem Zusammenhang die Menge der möglichen Antworten. Dies kann bspw. ein Kontinuum sein wie er bei einer Anzahl, einem Gewicht oder sonstigen schon numerisch vorliegenden Werten vorliegt oder auch eine abgeschlossene vorgegebene Menge wie dies bei vielen Fragen zu Meinungen, Bewertungen oder Kategorien sein kann.

Der Merkmalsraum der Antwort wird in einer ersten Stufe in zwei Zweige zerlegt: Entweder ist er nominal-skaliert, was bei solchen Wertelisten wie {Mann, Frau} für Geschlecht oder {kurze Lieferzeit, Verfügbarkeitsanzeige online, Abholung bei Rückgabe} für Servicewünsche der Fall ist, oder er ist ordinal-skaliert, was auch bei der beliebten Fünfer- oder Dreier-Skala mit solchen Werten wie {Stimme zu, Teils-Teils, Lehne ab} zutrifft. Man kann sich auf diese beiden Skalen beschränken, da eine metrische Skala auch die Eigenschaften der ordinalen Skala enthält und die Unterscheidung in nur ordinal-skalierte oder metrisch-skalierte Merkmalsräume auf der nachfolgenden Ebene vorgenommen wird. Auf einer metrischen Skala lässt sich dann noch unterscheiden, ob der Merkmalsraum stetig oder diskret ist. Dies ist für die Auswertung und auch für die Anzeige von besonderer Bedeutung, wobei das entscheidende Kriterium in diesem Baum die Auswertung sein soll. Der ausschließlich nominal-skalierten Merkmalsraum teilt sich dagegen in zwei verschiedene Arten von Wertelisten auf, wobei das Unterscheidungsmerkmal hier das offene Element auf.

Fragebogen Befragung Typologie von Fragen

Die Beziehungen zwischen den Fragen lassen sich in die drei Hauptgruppen Hierarchie, Reihenfolge und Bedingtheit einordnen. In einem Fragebogen gibt es normalerweise einen vorgeschriebenen Weg, der durch die Reihenfolge der Fragen abgebildet wird. Man kann sich auch Fragebögen mit wahlfreiem Zugriff vorstellen, doch dieses ist eher selten zu finden. In jedem Fall jedoch gibt es eine Reihenfolgestruktur der Fragen. Darüber hinaus können Fragen zu Gruppen zusammen gefasst werden, da sie den gleichen Themenkreis bearbeiten oder über irgendein anderes Charakteristikum vergleichbar sind oder zusammen gefasst werden können. Schließlich gibt es auch Abhängigkeiten zwischen Fragen, die insbesondere in der Existenz-Abhängigkeit besonders deutlich wird. Wenn eine Frage überhaupt beantwortet wurde oder mit einer speziellen Antwort beantwortet wurde (Auswahl einer bestimmten vorgegebenen Antwort, überschreiten eines Schwellwerts bei der Auswahl aus einem Kontinuum), dann kann es bspw. notwendig sein, eine bestimmte Frage(ngruppe) ebenfalls zu beantworten oder sie stattdessen zu überspringen.

Die Auswahlregel wird als eigene Dimensionen abgebildet, da meistens für die gleiche Art von Frage verschiedene Regeln zum Einsatz kommen könnten und nur in einigen Fällen besonders typische oder in der Praxis beliebte Kombinationen von Auswahlregel und Frage-skala auftreten. Besonders häufig ist es, dem Befragten eine Auswahl an Antwortmöglichkeiten in Form von Options- oder Kontrollkästchen anzuzeigen, aus denen er also einmal oder mehrfach seine Antwort auswählen kann. Dies wird zusätzlich noch unterschieden in zwei Unterarten. Auswahl aus Kontinuum bedeutet hier, dass die Antwortvorgaben nicht alle aufgezählt im Fragebogen erscheinen (können), sondern vielmehr eine bspw. numerische Eingabe vom Befragten erwartet wird. Bei der Auswahl aus der Liste handelt es sich dagegen um den ganz klassischen und sicherlich auch gerade im Online-Fragebogen häufigsten Fall, in dem eine meistens fünf und im höchsten Fall nicht mehr als zehn Möglichkeiten umfassende Liste mit allen interessierenden Antworten angezeigt werden soll.

Als weitere Auswahlregel kommt noch die Bewertung ins Spiel. Hier gibt man dem Befragten die Möglichkeit, bspw. Punkte zu vergeben, womit eine prozentuale Verteilung vergeben werden soll. Die Sortierung erlaubt eine einfache Rangordnung, in der bspw. Schulnoten vergeben werden können (was auch bei der Bewertung zum Einsatz kommen kann) oder in der ganz einfach nur überhaupt eine Reihenfolge verwendet wird, ohne dass ein direkter Bezug zu anderen bekannten Systemen gegeben wird. Die Hitparade bietet dabei insbeson-dere den Vorteil, dass die Abstände zwischen den einzelnen Plätzen nicht gleich sein müssen. Grundsätzlich ist dies möglich, wobei dann auch schon einmal leere Plätze übrig bleiben, aber im Regelfall sortiert der Befragte die Antworten einfach nur anhand einer Kategorie wie bspw. der allgemeinen Wichtigkeit/Bedeutung für ihn.

Interaktivität im Fragebogen

Auf der obersten Ebene kann man Interaktivität in die drei Gruppen Prüfung, Steuerung und Unterstützung unterteilen. Sie dienen nicht völlig unterschiedlichen Zwecken, sondern bedingen sich teilweise gegenseitig.

Prüfung:
Mit Prüfung sind alle Elemente gemeint, welche die Eingabe auf ihre Inhalte prüfen. Im Wesentlichen geht es darum, dass sie einem erwarteten Wertebereich zugeordnet werden können. In einem einfachen Fall handelt es sich dabei nur um die Validierungen, die auch in einem gewöhnlichen Formular eingesetzt werden. Gängige Beispiele sind hier die Datentypprüfung oder ob überhaupt eine Antwort gegeben wurde, d.h. die Prüfung auf Plichtfelder/-fragen.Prüfung:
Steuerung:
Die Steuerung betrachtet allerdings ebenfalls die Inhalte der einzelnen Antworten, wobei diese Betrachtung aus einem anderen Blickwinkel erfolgt. Ein Inhalt ist nicht für einen bestimmten erwarteten Wertebereich falsch, sondern wird genutzt, um den Aufbau und die Struktur des Fragebogens zu beeinflussen. Die sicherlich häufigste Unterart und damit das beste Beispiel für diese Steuerung stellt wohl die Filterfrage dar. Ihre Antwort wird verwendet, um die Teilnehmer in verschiedene Gruppen einzuteilen und ihnen in Abhängigkeit von der Beantwortung einer Frage mit einer im Standardfall meist vorgegebenen Auswahl an Antworten passende weitere Fragen zu stellen.
Unterstützung:
Der Bereich Unterstützung sammelt solche Elemente, mit denen die Bearbeitung des Fragebogens für den Benutzer besonders einfach ist. Dies kann natürlich auch erneut bedeuten, dass im Fragebogen automatisch eine überprüfung des Wertebereichs stattfindet, da man davon ausgehen sollte, dass auch der Teilnehmer den Fragebogen sinnvoll interpretierbar beantworten möchte. Andere Beispiele in diesem Bereich sind jedoch dagegen gerade die Mehrsprachigkeit oder die Barrierefreiheit. Mehrsprachige Fragebögen sind weit verbreitet, da bei Befragungen in internationalen Unternehmen entsprechend auch Mitarbeiter oder Kunden aus verschiedenen Ländern berücksichtigt werden sollen, die wenigstens einen englischen Fragebogen beantworten können sollen. Barrierefrei sind bei Weitem nicht alle ausgelieferten Fragebögen, denn darunter würde man bspw. verstehen, die Texte in verschiedenen Größen oder die gesamte Darstellung in verschiedenen Graustufen anzuzeigen, was darüber hinaus auch noch ad hoc geändert werden kann. Auch kann man sich vorstellen, dass ein Fragebogen die Möglichkeit bietet, für blinde Benutzer die Fragen und Antworten vorzulesen und sogar eine Sprach- oder reine Tastensteuerung anzubieten.
Comelio DomOnto Fragebogen Interaktivität

Filterfragen

Der Einsatz von Filterfragen bietet eine besonders beliebte Möglichkeit der Fragenbogensteuerung. Sie lässt sich relativ gut vergleichbar auch für beide Ausgabeformen einsetzen, wobei zwangsläufig nur der elektronische Fragebogen auch noch die zusätzliche Option bietet, den Filtervorgang, der auf Benutzereingaben abzielt, für den Benutzer unsichtbar zu gestalten. Man kann bei der Filterung zwei verschiedene Varianten unterscheiden, die an dieser Stelle ausdrücklich voneinander getrennt werden sollen.

Fragebogengesteuerte Filterung
Dies ist die typische Filterung, an die man zunächst auch bei dem Begriff der Filterfrage denkt, denn genau hierfür ist sie geschaffen. Anhand der Anwort entscheidet die Fragebogensteuerung, welche Frage als nächstes angezeigt werden soll bzw. – mit Schwerpunkt auf die inhaltliche Bedeutung der Filterung – welcher Gruppe der Teilnehmer zuzuordnen ist und welche zusätzlichen Fragen er beantworten soll oder nicht. Diese Filterung erfolgt dynamisch direkt während der Beanwortung und kann in einem Papier-Fragebogen durch einen Hinweis ("bei Ja: gehen Sie weiter zur Frage 8") ausgedrückt werden, während in einem elektronischen Fragebogen einfach in der sich danach öffnenden Ansicht die zusätzlichen Fragen erscheinen oder sie gerade unterbleiben. Es ist auch nicht notwendig, unbedingt sofort die zusätzlichen Fragen zu stellen, sondern kann diese auch zu einem späteren Zeitpunkt einblenden oder entsprechend überspringen. In einem elektronischen Fragebogen kann dies alles völlig im Hintergrund geschehen, sodass der Teilnehmer auch in keiner Weise darüber informiert wird, dass er nun besondere Frage beantworten soll, was ihn bspw. auch zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit den Fragen verleiten und seine Antworten verzerren könnte. Bei einem Papier-Fragebogen kann man den späteren Bezug zu einer Filterfragen auch wiederum nur durch einen zusätzlichen Hinweis verdeutlichen ("wenn Sie bei Frage 10 mit Ja geantwortet haben, dann beantworten Sie bitte auch die folgende Frage 21"), wobei allerdings bei komplexen Filtersteuerungen ("haben Sie bei 10 mit 'eher unzufrieden' geanwort, dann beantworten Sie bitte auch 16") eine neue Fehlerquelle in den Fragebogen gelangt, sodass solche Möglichkeiten angenehm für den Teilnehmer eher wieder im elektronischen Fragebogen denkbar sind.
Benutzergesteuerte Filterung
Denkt man an eine Befragung, so hat man zunächst eine anonyme Befragung vor Augen, die bspw. an einem Verkaufspunkt oder im Internet angeboten wird. Vielleicht informiert man mögliche Teilnehmer auch per Telefon, Brief oder Email über die Teilnahme und erinnert sie ggf. auch erneut nach einer gewissen Zeit an die Teilnahme, wobei man dann bei bei einer anonymen Befragung gar nicht sicher wissen kann, ob der solchermaßen Erinnerte nicht schon an der Befragung teilgenommen hat. Es gibt allerdings auch eine Reihe von Befragungen, die sich nicht an eine anonyme, sondern gerade an eine vorher bekannte und auch – hätte man an einer Stelle alle Daten – zuordnungsfähige Teilnehmermenge richtet. Dies kann eine Totalerhebung oder eine Stichprobe sein, wobei im betriebsnahen Bereich die typischen Teilnehmer wie Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter in beiden Erhebungsformen berücksichtigt werden können. In all diesen Fällen kann man davon ausgehen, dass auch die besonderen Eigenschaften der eingeladenen Teilnehmer, die insbesondere im demographischen Bereich (Alter, Bildung, Geschlecht) und bei einer betriebsnahen Untersuchung gerade auch im wirtschaftlichen Bereich (Umsatzhöhe, Bestellhäufigkeit, Dauer der Geschäftsbeziehung, Tendenz der wirtschaftlichen Verbindung) liegen können, dazu führen, den verschiedenen schon vorab durch fachbezogene überlegungen ermittelten Gruppen spezialisierte Fragen zu stellen. In einem solchen Fall ist es selbstverständlich notwendig, bei der Verarbeitung der Daten dafür zu sorgen, dass die Anonymität gegenüber dem Auftraggeber gewahrt bleibt, d.h. die Rohdaten mit Zuordnungen selbstverständlich nicht übergeben werden, und dass auch die Auswertungen keine Rückschlüsse auf die Teilnehmer zulassen. Dies ist neben gesetzlichen Vorgaben auch eine sehr wichtige vertrauensbildende Maßnahme, die bei Erstuntersuchungen mühsam aufgebaut wird und dann bei Folgeuntersuchungen keinesfalls gestört werden darf.

Fragebogengesteuerte Filterung

Die Abbildung möchte noch einmal ein komplexes Beispiel für die fragebogengesteuerte Filterung geben. Bei der Antwort von Nein bei der zweiten Frage in der ersten Gruppe folgt eine weitere Frage in der gleichen Gruppe, d.h. in diesem Fall würde die Anzeige dynamisch erweitert werden, indem diese zusätzliche Frage einblendet. Im Fall von Ja dagegen verläuft die Richtung des Fragebogens über eine ganz andere Gruppe. Beide Wege vereinen sich wieder nach der zusätzlich eingeblendeten Frage.

Comelio DomOnto Fragebogen Reihenfolge von Fragen

Benutzergesteuerte Filterung

Die Abbildung zur benutzergesteuerten Filterung zeigt die Funktionsweise dieser Filterung und gleichzeitig auch eine Reihe von gängigen Anwendungsfällen. Voraussetzung ist, dass man eine Datenbasis besitzt, in der bereits Merkmalsausprägungen zu Teilnehmern vorliegen. Meistens handelt es sich dabei um die berühmten allgemeinen demographischen Merkmale. An zweiter Stelle steht dann eine Gruppe mit beliebigen Merkmalen, die sich in irgendeiner Weise als zusätzliche Merkmale auch für die Befragung und das Phänomen, das mit Hilfe der Auswertung beschrieben und erklärt werden soll, dienen können. Dies können entweder Daten aus einer anderen externen Quelle wie bspw. insbesondere die Stammdatenverwaltung oder Daten aus einer zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführten Befragung sein. In jedem Fall rekrutiert sich die Grundgesamtheit der Befragungsteilnehmer genau aus diesem Datenpool. Man kann sich noch vorstellen, dass auch eine Stichprobenuntersuchung stattfindet, doch in beiden Fällen sind die Anwendungsfälle und die grundsätzlichen überlegungen zu dieser Filter-Art dieselben.

Warum sollte man überhaupt solche externen Merkmale noch verwenden? - Zunächst er-spart man sich ihre Erhebung und vereinfacht daher eine Zuordnung der Antworten sowie ermöglicht es auch den Befragungsteilnehmern, sich auf die Fragen zu konzentrieren, die sich ausdrücklich mit dem Thema der Befragung beschäftigen. Ein Mitarbeiter hat wenig Verständnis dafür, seine Zugehörigkeit zu einer Abteilung, den Namen seines Vorgesetzten oder das Land, die Sparte oder den sonstwie definierten Unternehmensbereich immer wieder in einer Erhebungswelle einzutragen. Noch schlimmer: man kann davon ausgehen, dass bei kontinuierlicher Umstrukturierung gar nicht klar ist, welche Antworten die aktuell richtigen sind oder dass sie gar nicht tatsächlich bekannt sind. So dient dann das Zuspielen von weiteren ergänzenden Merkmalsausprägungen ebenfalls der Datenkonsistenz, -qualität und damit auch wieder dem korrekten Wertebereich.

Da ohnehin die Voraussetzung ist, dass die interessierenden Daten a priori bekannt sind und dass darüber hinaus auch die Befragung sich nur an schon bekannte Teilnehmer richtet, würde man einer Nicht-Nutzung der vorhandenen Daten lediglich schon erhobene Daten erneut erheben und damit das Risiko von Fehlern oder allgemeiner Unlust eingehen. Im Gros der Befragungen sind weder diese Voraussetzung noch diese Zielsetzung gegeben, die überhaupt für die benutzergesteuerte Filterung in Frage kommen.

Man hat jetzt schon gesehen, dass ein Anwendungsfall darin besteht, zusätzliche Informationen zu besitzen, die wiederum mit den durch die Befragung erhobenen Daten in Beziehung gesetzt werden. Neben diesem eher auswertungsbezogenen Nutzen lassen sich aber auch positive Aspekte für den Teilnehmer ableiten. Wenn im Vorfeld schon bekannt ist, dass er eine bestimmte Sprache präferiert, kann der Fragebogen und die gesamte Kommunikation bereits über diese Sprache abgewickelt werden. In seltenen Fällen möchte man vielleicht sogar für verschiedene Teilnehmergruppen die gleiche Frage in verschiedenen Sprachniveaus anbieten. Wenn es nicht direkt um die gleiche Frage geht, dann könnte man sich genauso gut auf den gleichen Indikator bzw. auf das gleiche Item fokussieren, die nur Teilnehmergruppen, die ein spezielles schon bekanntes Merkmal erfüllen, angezeigt werden. In diesem Fall handelt es sich dann eigentlich wieder um eine gewöhnliche Filterfrage, wobei diese aber schon im Vorfeld erhoben wurde und nicht erst zur Laufzeit der Befragung.

Comelio DomOnto Fragebogen Dynamik

Ein sehr einfacher Fall kann konstruiert werden, wenn man eine Befragung unter Patienten einer Krankenhauskette bedenkt. Hier könnte man grob zwischen Kindern, Erwachsenen und Senioren unterscheiden. Diese drei Teilnehmergruppen könnte beim gleichen Item oder vielleicht sogar bei der gesamten Befragung eine unterschiedliche Ansprache in den Fragen, andere Beispiele oder eine andere Darstellung der Antworten erfordern. Es können solche kleinen Aspekte sein wie: die persönliche Anrede mit Du oder Sie, die Formatierung für einen barrierefreien Fragebogen oder auch die Darstellung der Antworten über große Piktogramme wie Smileys gegenüber typischen Texten wie {Stimme voll zu, Stimme zu, Teils-Teils}.

In dem gerade konstruierten Fall läuft man natürlich Gefahr, sich in ein methodisches Risiko zu begeben, wenn bspw. ein für ein Kinderpublikum konstruiertes Beispiel oder eine zu vergleichende Menge an Abbildungen, Audio-/Video-Beispielen sich nicht 1:1 auf die für das Erwachsenen-Publikum erstellten Beispiele für das gleiche Item übertragen lassen oder hier Zweifel aufgekommen sind. In einem solchen Fall ist es methodisch nur dann relativ risikoarm, wenn man sich nicht darauf verlässt, dass ein Indikator genau mit einem Item geprüft wird, sondern immer eine ganze Fragenbatterie zum Einsatz kommt.